Die Wellness-Therme Fortyseven in Badens Bäderquartier ist betriebsbereit. Im Neubau des Architekten Mario Botta findet man zahlreiche Möglichkeiten der Erholung und Entspannung. Die Umgebung ist gut ins architektonische Konzept integriert.
Von Manuel Pestalozzi
Mit siebenundvierzig Grad dringt in Baden das Thermalwasser aus dem Erdreich – deshalb hat sich die neue Wellness-Therme den Namen Fortyseven gegeben. Zum Baden ist diese Temperatur noch zu hoch, deshalb fliest auch beigemischtes Leitungswasser in die Bassins, die zwischen 32 und 34 Grad warm sind. Die geothermische Gratisenergie wird in Badens Bäderquartier auch zum Heizen genutzt; nicht bloss der Neubau von Mario Botta, auch seine Nachbarn profitieren davon. Und an der Uferpromenade vor der Wellness-Therme lädt eine kleine Beckenlandschaft des Vereins «Bagni popolari» seit dem 6. November zum 38 Grad-Gratis-Thermalbad unter freiem Himmel ein.
Die enge Verwebung der Quellen mit dem Bäderquartier in der Limmatklus wird mit der Wellness-Therme in besonnener Weise fortgesetzt. Der langgezogene Baukörper bildet einen selbstbewussten, doch zurückhaltenden Abschluss der Zufahrt zu den verschiedenen Hotels, sein Eingang im zweigeschossigen Haupttrakt ist nur leicht aus der Achse der Bäderstrasse gerückt und lässt sich trotz der eher bescheidenen Drehtüre, flankiert von einem historischen, in die Fassade integrierten Brunnen, schwer verfehlen. Die Verkleidung der geschlossenen Fassadenpartien mit gelblichem Naturstein (Gialletto di Verona) weckt die Erinnerung an eine Stadtmauer, was gelegentlich auch kritisch vermerkt wurde. Trotz der Gebäudelänge von mehr als 150 Metern wirkt die Wellness-Therme aber nicht monumental. Die Dimensionen sind eher bescheiden und der vorherrschenden Körnung angepasst. Anlässlich eines Presserundgangs meinte Mario Botta, es handle sich bei der Therme nicht um ein Gebäude, sondern um ein System von Räumen. Dieser Einschätzung lässt sich nach einer Begehung zustimmen.
Der südliche, zum Quartier orientierte Trakt mit dem Eingang ist das Rückgrat für eine Abfolge von erkerartigen Gebilden, die aus der strengen Orthogonalität ausbrechen und über einem Sockel in den Uferbereich vorragen, Mario Botta vergleicht sie in dem ihm eigenen Beschreibungsstil mit Fingern einer offenen Hand. Ein durchlaufender Längskorridor öffnet sich so nach Norden in eine Abfolge von Hallen mit Bassins und Aufenthaltsräumen. In den mit Holzstäben verkleideten Dachuntersichten öffnen sich Fenster zum Himmel, unter ihnen interpretieren Dreiecksmuster aus Keramikplatten das Logomotiv «47». Zwischen dem Bodenbelag, den Wasserflächen und den Dachschrägen sind diese Erker weitgehend verglast, das ermöglicht Ausblicke in den Flussraum, in die Rebhänge, den Wald und die Wohnsiedlungen auf der gegenüberliegenden Limmatseite. Auch wenn man im Bad ist, man ist unverkennbar in der Stadt. Das gilt auch für die Liegeflächen und -wiesen zwischen den Fingern. Er liebe es, von hier die Lastwagen auf der Umfahrungsstrasse über dem anderen Ufer zu beobachten, sagte Mario Botta.
Neben den eher extravertierten grossen Bassins bietet die Wellness-Therme auch zahlreiche intime Räume, die Welten für sich darstellen und mit teilweise aufwendiger Szenographie bespielt werden: ein Solebassin, diverse Dampfbäder und Saunen, Behandlungszimmer und ein «Mesokosmos» mit einer riesigen «Liegemuschel», über der eine Projektionsfläche entspannende, abstrakte Animationen abstrahlt, begleitet von Sphärenmusik vom einstigen Yello-Musiker Boris Blank.
Die Wellnesstherme hat mit ihrem Angebot eine interessante Balance zwischen Serenität und zeitgenössischer Entspannungs-Unterhaltung gefunden. Einigendes Element ist das Plätschern, das immer wieder zur vorherrschenden akustischen Emission wird. Bislang beginnt man darob direkt von der Alhambra in Granada zu träumen.
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