Das Universitätsspital Zürich (USZ) steht vor einer ambitionierten Erweiterung. Sie bringt auch neue Heilungs- und Behandlungsmethoden. In einem Studienauftrag fand man dazu die passende Architektur. Sie versteht sich als Stadtquartier, die mit der Umgebung im Austausch steht.

Das Universitätsspital Zürich wurde einst ausserhalb vor der Stadt, in den grünen Hängen des Zürichbergs, gebaut. Die Distanz zum Siedlungsgebiet hat es längst verloren. So waren die kritischen Stimmen zahlreich, als 2014 angekündigt wurde, dass die Institution zusätzliche und zeitgemässe Räumlichkeiten benötigt und diese am bisherigen Standort untergebracht werden sollen. Insbesondere die Quartierbevölkerung fürchtete sich vor einem Koloss, der ihren Alltag beeinträchtigt.
Der Studienauftrag für den Neubau hatte somit nicht nur das Ziel, für die «Medizin von morgen» einen passenden räumlichen und logistischen Rahmen zu finden, er verlangte auch nach einem Entwurf, der sich in die Umgebung einfügt und sie aufwertet. Neben präzisen Anforderungen der Spitalbetreibenden hatten die eingeladenen Generalplanungsteams zusätzlich die Vorgaben eines Weissbuches zu erfüllen, welche die politischen Instanzen zusammen mit den verschiedenen Grundeigentümern der weiteren Umgebung erarbeitet hatten. Dieses gab beispielsweise Wegnetze durchs Spitalareal und die Qualität von Aussenräumen vor.

Es war somit eine fast schon ungeheure Menge von Anforderungen und Bedingungen, die unter einen Hut zu bringen waren. Man fragte sich, wie das zu schaffen sei – wenn überhaupt. Das siegreiche Projekt des Architekturbüros Christ & Gantenbein aus Basel und der b+p baurealisation, Zürich, fand eine stringente, interessante Lösung, welche auch kritische Geister zu beschwichtigen vermag und das Potenzial besitzt, ein neues «Spitalverständnis» zu fördern.
Die Aufgabe war, hinter dem geschützten Spitalgebäude von Häfeli Moser Steiger aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, hangseitig von ihm, eine neue Klinikanlage zu planen. Für das Kernareal Ost mit dem neuen Haupteingang an der Gloriastrasse war ein komplettes Projekt auszuarbeiten, für die weiter westlich liegenden Bauteile, die späteren Bauetappen, erwartete man Vorschläge. Das siegreiche Projekt besteht insgesamt aus einer Kette mit vier Gliedern, die im Untergrund eng miteinander und mit dem Bestand verbunden sind. Die neuen Einzelbauten, von denen drei grosse Innenhöfe besitzen, sind über meist mehrgeschossige Brücken miteinander und an den Enden auch mit dem Häfeli Moser Steiger-Komplex verbunden. Die Aufgliederung in Einzelbauten erleichtert die Etappierung, die Brücken ermöglichen eine Durchwegung des Areals, insbesondere quer zum Hang. Längs zu ihm verläuft eine so genannte «Magistrale», ein breiter, hofartiger Raum zwischen dem neuen und dem alten Spital, welcher an seinem westlichen Ende direkt in die Schmelzbergstrasse mündet. Der neue Haupteingang leitet direkt in diese grosszügige, öffentlich zugängliche Weg- und Aufenthaltszone über.

Das Kernareal Ost, mit dessen Bau man schnellst möglich starten möchte, umfasst die ersten beiden Glieder dieser Häuserkette. Beide verfügen über sieben überirdische Geschosse. Das südliche Hofhaus mit dem Haupteingang besitzt die selbe Höhe wie der Westtrakt des Häfeli Moser Steiger-Komplexes. Im Zugangsbereich sind öffentliche Nutzungen eingeplant, auch die Quartierbevölkerung soll hier jederzeit willkommen sein. Etwas zurückversetzt und dem Verlauf des Terrains folgend ein Geschoss höher, steht das kompakte zweite Volumen. Es ist mit seinem Nachbarn über ein Erschliessungs-Scharnier verbunden, das bis zum Helikopterlandeplatz auf dem Dach reicht. Auf Strassenniveau enthält dieser zweite Bau das Notfallzentrum, es verfügt an der Gloriastrasse über eine Vorfahrt für Ambulanzen.

Die oberen Etagen der Neubauten werden als «High-End Medizinalgeschosse» bezeichnet. Im nördlichen Volumen sind einheitliche OP-Module, im Eingangsgebäude (Intensiv-) Pflege-Module untergebracht. Die Anordnung lässt eine scharfe Funktionstrennung erkennen, die sich bis zur strategischen Platzierung und Ausgestaltung der Vertikalerschliessung im erwähnten Scharnier erstreckt. Die Neubauten sind ausschliesslich mit Einzelzimmern versehen. In der «Medizin von morgen» spielt sich die Behandlung möglichst in diesen Zimmern ab, die interne Verschiebung von Patientinnen und Patienten möchte man auf ein Minimum reduzieren. Dies reduziert die Infektionsgefahr.
Die Verantwortlichen des USZ, das als autonomes Unternehmen betrieben wird, sind spürbar stolz auf den Entwurf, der bis ca. 2026 erstellt werden soll. Dem Fachpersonal bietet er die Chance, neue Behandlungs- und Bewirtschaftungsmethoden effizient und zeitgemäss anzuwenden. Bereits jetzt werden diese in Pilotprojekten im Bestand getestet. Die Modularität der Architektur und das Etappierungskonzept bieten die besten Voraussetzungen für betriebliche Anpassungen, die im Gesundheitsbereich eigentlich stets zu erwarten sind.

Quellenangaben Bild und Text:
Bau-Auslese Manuel Pestalozzi, Huttenstrasse 56, 8006 Zürich
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