Der Winter zeigt sich von seiner guten Seite. Viel Schnee und Sonne in den Bergen locken die Menschen nach draussen. Nach dem Plausch im Schnee freut man sich auf die gut geheizte Stube. Zehntausende von Wohnungen werden in der Schweiz mit Holz beheizt. Mit Holz, das zu Holzhackschnitzeln verarbeitet und in automatischen Holzschnitzelheizungen verbrannt wird. Die Verteilung der Wärme in die Häuser erfolgt via Leitungsnetze. Regional verankerte Unternehmen sorgen dafür, dass sich immer genug Hackschnitzel in den Vorratssilos befinden.

Hans Baumgartner ist ein Pionier der Holzenergie in der Schweiz. Er übernahm 1983 das bereits 1935 von seinem Grossvater Johann gegründete Holztransportunternehmen und schaffte 1992 seinen ersten mobilen Hacker an, der ganze Baumstämme und Astkronen zu Hackschnitzeln verarbeiten konnte. In dieser Zeit kamen als Folge der aufkeimenden Klimakrise und der Angst vor Heizölkrisen automatische Holzschnitzelheizungen im grossen Stil auf. Immer mehr Gemeinden und Private erkannten die Chance, mit dem Bau grösserer automatischer Holzheizungen das im eigenen Wald anfallende, qualitativ minderwertige Holz sinnvoll nutzen zu können.

Die jederzeit sichere Versorgung mit Energieholz ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Besonders in schneereichen Gebirgsregionen sind die Wälder im Winter manchmal über Wochen oder gar Monate nicht mit Fahrzeugen zugänglich. Die Betreiber grösserer Holzheizzentralen mit Wärmenetzen müssen die lückenlose Verfügbarkeit des Brennstoffs garantieren. Dafür gibt es verschiedene Strategien. Eine individuelle Kombination der vorhandenen Möglichkeiten stellt zudem eine möglichst gute Wirtschaftlichkeit der Versorgungskette sicher. Wichtigste Komponenten der Versorgungskette sind: der Lagerraum bei der Heizung selbst, lokale und regionale Lagerhallen für die Versorgung mehrerer Heizzentralen sowie ganzjährig zugängliche Orte mit gelagerten Baumstämmen (Polter).

Aus Kostengründen bemüht man sich, die fest gebauten Infrastrukturen möglichst bescheiden zu dimensionieren. Ebenso will man lange Transportwege vermeiden, weil die Ansprüche an die Regionalität des Holzes sehr hoch sind. Da die zur Aufbereitung und zum Transport des Holzes sowie zur Entsorgung der Asche benötigten Fahrzeuge und Maschinen sehr teuer sind und sich ihre Anschaffung für eine einzige Heizzentrale nicht lohnt, übernehmen hochspezialisierte Unternehmen die gesamten Versorgungskette. Zudem übernehmen sie immer häufiger auch den Betrieb und Unterhalt der Heizzentralen und Wärmenetze.

Energieholz bleibt ein regionales Produkt

Das Unternehmen H. Baumgartner und Sohn AG wird seit 2011 von Daniel Baumgartner, einem Vertreter der vierten Generation geführt. Der Geschäftszweig Holzenergie blieb ein zentrales Standbein und wurde laufend ausgebaut. Heute versorgt die Firma auf vertraglicher Basis etwa 25 Heizzentralen mit Holzhackschnitzeln. Das geographische Einzugsgebiet erstreckt sich über die Kantone Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen und beide Appenzell.

Die Anlagen im Appenzellerland sind mit recht harten Wintern konfrontiert. Am Säntis, der jedes Jahr von etwa 400 Blitzen getroffen wird und der mit einer durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge von etwa 2’500 mm zu den niederschlagsreichen Orten der Schweiz gehört, stauen sich oft die Wolken und regnen oder schneien ab. Infolgedessen gehört das Appenzellerland zu den regen-, bzw. schneereichen Gegenden der Schweiz. Der Schnee rieselt zwar auch hier leise, aber umso ausdauernder. Oft fällt ein halber Meter Schnee innert kurzer Zeit und behindert während Stunden oder Tagen die Versorgungsfahrzeuge. Zwar sind die Fahrzeuge wintertauglich und geländegängig, der Wald in den steilen und schattigen Lagen und damit auch das gesamte an Waldstrassen gelagerte Holz bleiben dennoch wochenlang unzugänglich. Man muss und will im Voralpengebiet auf die Zufahrt in den verschneiten Wald verzichten, weil jeder Arbeitsschritt mühsam, gefährlich und sehr aufwendig wäre. «In solchen Situationen sind wir froh, wenn die Lagersilos der Heizzentralen für zwei Wochen Vollbetrieb der Heizungen reichen, oder wenn wir auf die Vorräte einer regionalen Lagerhalle oder eines Lagerplatzes zurückgreifen oder aber, als dritte Möglichkeit, das Holz von etwas weiter her zuführen können», beschreibt Hans Baumgartner die Optionen der Versorger in schneereichen Situationen. «Weiter her» heisst nicht über hunderte von Kilometern oder gar aus dem Ausland. «Holz ist ein Produkt aus der Region für die Region», betont Baumgartner und ergänzt, dass es für die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Transporte wichtig sei, Leerfahrten zu vermieden. «Regionalität ist neben der Klimaneutralität nach wie vor ein ganz wichtiges Argument für die Holzenergie», weiss Baumgartner.

Seit er vor fast dreissig Jahren den ersten mobilen Hacker zur Energieholzaufbereitung angeschafft hat, ist es noch nie vorgekommen, dass eine Heizung in seinem Einzugsgebiet infolge fehlender Holzhackschnitzel abgestellt werden musste. «Noch nie hat jemand gefroren, weil wir kein Holz liefern konnten», resümiert Hans Baumgartner stolz. Zusammen mit seinen Mitbewerbern ist er so gut aufgestellt wie noch nie und die Branche kann «Versorgungssicherheit zu jeder Jahreszeit» garantieren. Dafür sorgen grosse, im Wald gelagerte Vorräte, die nach zwei Dritteln des Winters immer noch etwa der Hälfte des ganzjährigen Bedarfs entsprechen und laufend durch den Zukauf frisch geschlagenen Holzes ergänzt werden.

Kontakt: info@holzenergie.ch
Webseite: https://www.holzenergie.ch

Autor: Christoph Rutschmann, Dipl. Forst Ing. ETH
Bildquelle: Holzenergie Schweiz, Christoph Rutschmann