Holz ist nach der Wasserkraft die zweitwichtigste erneuerbare Energie unseres Landes. Für die Forstbetriebe wird die Holzenergie zu einem immer wichtigeren Sortiment, und für die Erreichung der klima- und energiepolitischen Zielsetzungen kann die Schweiz nicht auf die sie verzichten.
Zwischen 1990 und 2020 ist die jährlich genutzte Energieholzmenge von 3.2 auf 5.6 Millionen Kubikmeter angestiegen. Das nutzbare Potenzial lässt sich auf 7 bis 8 Millionen Kubikmeter veranschlagen. Einen massgeblichen Anteil an dieser erfreulichen Entwicklung haben die zahlreichen regionalen und kantonalen Holzenergie-Organisationen, welche sich gemeinsam mit dem Dachverband Holzenergie Schweiz für eine vermehrte Nutzung der «Wärme aus dem Wald» einsetzen. Im deutschsprachigen Teil des Kantons Bern waren dies bisher einzelne regionale Organisationen.
Nach längeren Vorarbeiten konnte am vergangenen 5. November 2021 in Gasel die neue Organisation Holzenergie Kanton Bern gegründet werden. Erster Präsident ist Walter Schilt, Grossrat aus Utzigen. Der Vorstand besteht aus Heinz Studer, Förster Forstrevier Bipperamt Ost, Bänz Müller, Grossrat und Gemeindepräsident Wohlen, Jürg Fehlmann, Inhaber und Geschäftsleiter Liebi LNC AG, und Philipp Egloff, Geschäftsführer Berner Waldbesitzer.
Holzenergie Kanton Bern wird insbesondere folgende Bereiche intensiv bearbeiten:
1. Stärkung der technischen Strukturen zur Erhöhung der Nachfrage nach Energieholz (Projektentwicklung)
2. Betreuung und Ausbau des Netzwerks Holzenergie im Kanton Bern
3. Politisches Lobbying
Mit diesen Aktivitäten will der Verein, wie der neue Präsident Walter Schilt ausführte, «Nones Briggett mee ichälege», damit das im Kanton Bern verfügbare Energieholzpotenzial spätestens bis 2035 ausgeschöpft ist.
Holzenergietagung 2021 «Strom aus Holz – Marktreife Systeme und ihre Wirtschaftlichkeit»
Am Nachmittag fand ebenfalls in Gasel die traditionelle jährlich Holzenergietagung. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen die Gelegenheit, um sich anhand eines konkreten Beispiels und verschiedener Fachreferate ein Bild davon zu machen, was die Holzenergie zur Lösung des aktuell intensiv diskutierten Themas «Winterstromlücke» zu machen. Zunächst stellten Thomas Rohrer, Geschäftsführer der Lignocalor AG, und seine Mitarbeiter auf einem Rundgang ihre neue Holzvergaseranlage vor. Diese besteht aus zwei Holzvergasern mit jeweils 125 kW elektrischer beziehungsweise 260 kW thermischer Leistung. Mit der Abwärme werden die Holzschnitzel getrocknet und zu Qualitätsschnitzeln veredelt, welche gerade in kleineren Schnitzelfeuerungen für einen optimalen betrieb sorgen. Die Anlage produzierte bereits im ersten Jahr rund 1‘000‘000 kWh Strom und 3‘000‘000 kWh Wärme, zeigte damit, dass die Technologie der Holzvergasung ihre Marktreife erreicht hat, und leistet einen Beitrag an unsere Stromversorgung im Winter.
In seiner Begrüssung erläuterte Hansueli Pestalozzi, Gemeinderat von Köniz, darauf hin, dass Köniz den politischen Auftrag hat, klimaneutral zu werden, und er erläuterte die entsprechenden Massnahmen. Anschliessend präsentierte Regierungsrat Christoph Ammann, Wirtschafts- Energie- und Umweltdirektor des Kantons Bern, einen Überblick über die kantonale Energiestrategie. Urs Elber von der Empa präsentierte in seinem Referat eine kürzlich durchgeführte Studie. Diese zeigte auf, wie sehr sich unser Strombedarf aufgrund der in der Energiestrategie 2050 vorgesehenen Elektrifizierung der Bereiche Heizung und Mobilität erhöhen wird. Als effizientester saisonaler Energie-Speicher überhaupt vermögen der Wald und die Holzenergie deshalb einen wichtigen Beitrag an die Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele zu leisten. Serge Biollaz vom Paul Scherrer-Institut PSI präsentierte schliesslich einen Überblick über den aktuellen Stand der Technik der Holzverstromung sowie über die verschiedenen Szenarien der Energiestrategie 2050. Auch er kam zum Schluss, dass die Holzenergie eine wichtige Rolle bei der Erreichung der entsprechenden Ziele hat.
Kontakt: info@holzenergie.ch
Webseite: https://www.holzenergie.ch/