Die kürzlich fertiggestellte städtische Siedlung Hornbach steht in Zürichs Trendquartier Seefeld. Sie bietet günstige Wohnungen und will allen aktuellen Standards genügen. Das Forum Energie Zürich (FEZ) organisierte einen Rundgang, an dem diverse Aspekte zur Sprache kamen.

Von Manuel Pestalozzi

Der namensgebende Hornbach fliesst unterirdisch, also unsichtbar quer durch die Siedlung, entlang des gleichnamigen Strassenzugs. Mit ihm teilt er die Siedlung in zwei Partien. Sie bietet 125 Wohnungen, Ateliers, Ladenlokale, Räumlichkeiten für lokales Kleingewerbe, Büro- und Dienstleistungsräume, zwei Kinderbetreuungsstätte sowie einen Werkhof für Grün Stadt Zürich. Bei der Einmündung in die stark befahrene Bellerivestrasse haben die beiden Kopfbauten der Siedlung einen Portalcharakter – beim Entwurf des Architekturbüros Knapkiewicz und Fickert aus Zürich, der aus einem Wettbewerb hervorging, bestand einst sogar die Idee, die Teile über die Hornbachstrasse hinweg mit einem Brückenbau zu verbinden. Dies hätte den Lärmschutz verbessert, versicherte Landschaftsarchitektin Sandra Ryffel. Sie brachte den Teilnehmenden dieses letzten Rundgangs in der FEZVeranstaltungsreihe «ENERGIE VorOrt» in diesem Jahr die Aussenraumgestaltung der Siedlung näher.

Der Rundgang beschränkte sich somit nicht auf das Thema Energie, obwohl die Siedlung diesbezüglich durchaus etwas Anständiges vorzuweisen hat: das Label Minergie-P-ECO. Es trägt dieses allerdings erst provisorisch, wie sich Theres Fankhauser, Projektleitende der Fachstelle Nachhaltiges Bauen in Zürichs Amt für Hochbauten, beeilte zu präzisieren. Denn vorläufig wird die Siedlung noch in einem Contracting-Verhältnis mit Gas beheizt. Doch demnächst soll sie sich zum Seewasserverbund Klausstrasse gesellen und ihren Wärmebedarf dort an einer natürlichen Quelle stillen. Die Siedlung verfügt über eine Komfortlüftung, die Bodenheizung erlaubt aber kein Freecooling. Die Wärmedämm-Verbundfassade wurde vom Architekturbüro mit Lisenen, Gesimsen und abgestuften Fenstergewänden plastisch modelliert, auf dem Dach des Westtrakts liegen Photovoltaikmodule. Sie produzierten mehr Energie als die Siedlung für den Betrieb beanspruche, sagte Theres Fankhauser. Der Strom wird ins Netz eingespeist.

Die Stadt Zürich war beim Rundgang durch mehrere Beamtinnen und Beamte vertreten; so erzählte Beat Kessler, Sozialdienst Liegenschaften Stadt Zürich, von den Auswahlkriterien, welche für den Bezug bestimmter Wohnungen zu erfüllen sind, von Auswahlverfahren und über das Vermeiden von Konflikten unter den Mietparteien. Sven Ricman vom Amt für Hochbauten liess die Entstehungsgeschichte der Siedlung Revue passieren und erinnerte daran, dass das Ziel der Stadt primär darin bestand, im Quartier, das in Sachen Wohnen tendenziell eher im Hochpreissegment angesiedelt ist, das Angebot beim gemeinnützigen Wohnen zu verbessern. Die Siedlung verfügt über ein breites Angebot, es sind darin sowohl Kleinstwohnungen als auch eine grosse Clusterwohnung vertreten. Wie bereits erwähnt, wurden auch betreuende Institutionen für Kinder und ein städtischer Unterhaltsbetrieb einquartiert. Letzterer befindet sich weitgehend unter dem Boden.

Neben dem in der Stadtverwaltung wohl endemischen Betreuungsaspekt entpuppte sich das Thema Bauen im Untergrund an diesem Termin der FEZ Veranstaltungsreihe als eine Konstante, die sich quer durch die Veranstaltung zog und lebhafte Diskussionen auslöste. Lässt sich das Graben in die Tiefe mit den Zielen von Netto Null vereinbaren? Man war sich einig, dass es das oft nicht tut. Und es zeigte sich – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – dass sich zahlreiche aktuelle Bedürfnisse, etwa jene nach mehr Dichte, nach mehr Natur in der Stadt und nach einer stärkeren Reduktion der CO2-Emissionen oft schwer in Einklang bringen lassen. In mancher Hinsicht ist die Wohnsiedlung Hornbach ein Abbild dieses Ringens um ein gesellschaftliches, technisches und ethisches Optimum.

Webseite: http://bau-auslese.ch

Text + Bilder: Manuel Pestalozzi