ALTDORF. Mit dem neuen Berufs- und Weiterbildungszentrum in Altdorf setzt der Kanton Uri ein Zeichen. Das Gebäude basiert auf einem intelligenten Architektur- und nachhaltigen Energiekonzept. Der Holzelementbau wird als erstes Gebäude des Kantons mit dem Minergie-P-Eco-Label ausgezeichnet. Der Schulbetrieb startet mit dem neuen Schuljahr.

Pd. Enge Platzverhältnisse, eine veraltete Infrastruktur: Zwei der Hauptprobleme, mit welchen des BWZ in Altdorf zu kämpfen hatte. Nach der Durchführung einer Testplanung beschlossen die Baudirektion sowie die Bildungs- und Kulturdirektion schliesslich, mit einem Erweiterungsbau mit acht Schulzimmern und einem Mehrzweckraum die Weiterentwicklung des BWZ zu ermöglichen. Das Urner Volk hiess den entsprechenden Kredit äusserst deutlich gut. Der Erweiterungsbau des BWZ wurde von CAS geplant und entworfen. Die räumlichen und technischen Anforderungen prägen die Gestaltung des Neubaus: 8 Schulzimmer und 1 Mehrzwecksaal sowie diverse Nebenräume, Minergie-P-Eco–Standard, eine Bauzeit von maximal einem Jahr sowie möglichst tiefe Bau- und Betriebskosten.  „Für den Kanton Uri als Bauherr ist es wichtig, dass den Gebäuden der öffentlichen Hand in den Bereichen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz eine Vorbildfunktion zukommt“, erklärt André Deplazes, Vorsteher des Amtes für Hochbau. „Dieses Ziel konnte mit dem Erweiterungsbau des BWZ optimal erreicht werden.“

Kompaktes Volumen

Aufgrund dieser Vorgaben wurde das Volumen möglichst kompakt definiert, um ein optimales Verhältnis zwischen Grund- und Fassadenfläche zu erhalten, die Grundrisse der einzelnen Geschosse sind effizient organisiert und bieten gleichzeitig eine räumliche Qualität, welche den Aufenthalt im Gebäude sehr angenehm macht. Viel Tageslicht und eine klare Organisation unterstützen diese Wirkung.

Moderner Holzelementbau

Auch der Entscheid, das Gebäude aus Holzelementen zu erstellen, beeinflusste die Gestaltung des Volumens und der Grundrisse von Anfang an, denn diese Bauweise bedingt eine klare Gebäudestruktur, welche sich über alle Geschosse zieht. Die Lasten müssen in regelmässigen Abständen vom Dach über die Wände bis in die Fundamente abgeleitet werden.

Ein prägendes Element des Gebäudes ist die Fassade. Diese besteht aus einer Holzlamellenkonstruktion hinter Glas. Dadurch kann die Fassade Sonnenenergie optimal aufnehmen und der Wandquerschnitt bleibt klein, da weniger Dämmung notwendig ist. Zudem bietet das Glas einen guten Schutz der Fassade und sichert dem Gebäude langfristig ein attraktives Erscheinungsbild.

Die Gestaltung im Innern ist zurückhaltend und funktional. Die Auswahl der Materialien wurde stark durch das Minergie-P-Eco Label gesteuert, welches eine schadstoffarme und nachhaltige Ausführung verlangt.

Holz ist der wichtigste Baustoff des Gebäudes und tritt sowohl im Äussern wie im Innern in Erscheinung. Um den Brandschutz zu gewährleisten mussten allerdings alle tragenden Holzbauteile mit Zementfaserplatten (Fermacell) verkleidet werden. Dennoch prägt das Holz das Erscheinungsbild im Innern. Bei den Fenster- und Türrahmen konnte es roh belassen werden, und beim Handlauf wird es sogar haptisch spürbar.

Die konsequente Verwendung von Holz aus heimischer Produktion führte dazu, dass das Gebäude noch ein weiteres Label erhielt: HSH – Herkunft Schweizer Holz.

Stimmige Innenarchitektur

Die Gestaltung im Innern ist zurückhaltend und funktional. Sie basiert auf einem stimmigen Gesamtkonzept. Durch den Einsatz von grossen Fenstern und der Verwendung von hellen Oberflächenmaterialien werden im Innern des Gebäudes sehr gute Lichtverhältnisse erreicht. Unterstützt wird dies durch den konsequenten Einsatz von LED-Leuchten, welche für Helligkeit und geringen Stromverbrauch sorgen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine gute Raumakustik. Diese wird durch den Einsatz von Akustikdecken in allen Räumen gewährleistet. Zahlreiche Schallschutzmassnahmen, welche in der Konstruktion verborgen bleiben, unterstützen diese Massnahmen und sorgen dafür, dass in den Schulzimmern ein optimaler Unterricht möglich wird.

Unauffällig und trotzdem gut sichtbar, wurden an verschiedensten Stellen Massnahmen getroffen, um die Nutzung des Gebäudes auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu ermöglichen. Markierungen auf Gläsern und Treppenstufen verbessern die Sichtbarkeit, spezielle Kabel im Boden des Mehrzwecksaales ermöglichen Trägern von Hörgeräten, störungsfreie Audiosignale über das Hörgerät zu empfangen (induktive Höranlage).

Auch der Unterhalt des Gebäudes beeinflusst die Innenarchitektur. Alle Ideen und Vorschläge der Architekten wurden vorgängig mit dem Hausdienst besprochen.

Anspruchsvoller Brandschutz

Um den Brandschutz in einem Gebäude aus Holz zu gewährleisten, gilt es zwei Bereiche zu beachten: Die Fluchtwege und die Konstruktion.

Die Fluchtwege haben kurz zu sein. Aus allen Räumen muss über maximal einen andern Raum das Fluchttreppenhaus erreicht werden, welches dann direkt ins Freie führt. Damit kein separates Treppenhaus gebaut werden musste und die grosse Treppe auch als Fluchttreppenhaus verwendet werden kann, wurden vier grosse Brandschutztore eingebaut, welche sich im Brandfall automatisch schliessen und so den notwendigen Brandabschnitt jederzeit entstehen lassen. Türen in den Brandschutztoren gewährleisten jeder Zeit den Zugang zum Treppenhaus. Damit dieses System funktioniert, ist das ganze Gebäude mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet.

Bei einer Konstruktion aus Holz müssen alle tragenden und raumbildenden Bauteile wie Wände und Decken einem Feuer mindestens 60 Minuten standhalten können. Das kann erreicht werden, wenn diese Bauteile vollständig mit Zementfaserplatten verkleidet (gekapselt) werden und feuerfestes Dämmmaterial wie Mineralwolle verwendet wird.

Die Zukunft gehört „BIM“

Das BWZ gilt auch bezüglich Anwendung von BIM (Building Information Modeling) als CAS-Pilotprojekt. Der intelligente, auf einem 3D-Modell basierende Prozess, stellt involvierten Partnern aktuelle Informationen für effiziente Planung, Entwurf, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden und Infrastruktur bereit. Beim BWZ Uri bestand diesbezüglich eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Holzbauingenieur sowie weiteren Fachplanern. Interessant war der Vergleich der von den Beteiligten individuell erstellten Auswertungen.

Marcel Wyss, BIM-Verantwortlicher bei CAS fasst zusammen: „BIM ist eine Methodik, eine Denkweise, die von allen Beteiligten in der gleichen Art und Weise gesehen und betrachtet werden muss. Das bedeutet, zu Beginn eines jeden Projektes Schnittstellen, Erwartungen, Ziele und Leistung gemeinsam klar zu definieren. Diesbezüglich haben wir wertvolle Erfahrungen sammeln können.“

Das Arbeiten mit BIM habe die Teamarbeit gefördert, der Austausch von Daten und Informationen sei früh erfolgt und die integrale Planung habe zu Zeitersparnis und mehr Effizienz geführt. 

Angesichts der hohen Komplexität hat sich gemäss Marcel Wyss gezeigt, dass der aktuellen Dokumentation sämtlicher Prozesse ein hoher Stellenwert beizumessen ist. „Die Leistungen müssen kontrolliert, aufeinander abgestimmt und termingerecht ausgeführt werden, damit nicht das gesamte Team gebremst wird. Wir werden künftig bei jedem Projektstart eine Planungskarte mit sämtlichen Schnittstellen erstellen.“ 

Text: BWZ

Bildquelle: BWZ