Haustechnik

Ein herausforderndes Jahr für den Wärmepumpenmarkt

Jahrelang übertrafen sich die Rekordmeldungen, wenn es um die Verkaufszahlen der Wärmepumpe ging. 2024 flacht die Kurve im Vergleich zum Vorjahr deutlich ab. Auch wenn das aktuelle Geschäftsjahr insbesondere für Lieferfirmen wirtschaftliche Spuren hinterlässt: Die Herausforderungen sind erkannt und werden von Marktteilnehmern, Fachverbänden und Politik bearbeitet. Die Branche ist gerüstet für die Mission Netto Null 2050.

Die Wärmepumpe und ihre Marktteilnehmer sind seit vielen Jahren in der Presse vertreten. Und dies aus gutem Grund: sie ist die Schlüsseltechnologie in der angestrebten Dekarbonisierung der Heizsysteme. Dennoch häufen sich Meldungen zum Einbruch der Absatzzahlen. Diese Entwicklung ist in die richtige Relation zu setzen. Alexandra Märki, Geschäftsführerin der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS, dazu: „Die Statistik zeigt, dass die Verkaufszahlen im 2024 mit minus 30% die Vorjahreswerte deutlich nicht mehr erreichen. Die Stimmung in der Branche ist entsprechend angespannter als gewohnt. Nach diesen Jahren des exponentiellen Wachstums erleben wir nun eine gewisse Normalisierung. Doch langfristig gibt es keinen Weg vorbei an der Wärmepumpe.“

Veränderte Marktmechanismen

Es gilt, die Ausnahmejahre 2022 und 2023 zu verstehen. Die explodierende Nachfrage hatte zu starken Lieferschwierigkeiten geführt, welche über mehrere Monate andauerten. Das installierende Gewerbe reagierte vorsorglich mit eigenem Lageraufbau, kaufte quasi auf Vorrat, um die Kundenwünsche abzudecken. Nachdem sich der Markt beruhigt hatte, wurden konsequenterweise zuerst die eigenen Lager abgebaut und an die Endkundschaft weitergegeben. Die Statistik beruht auf den von den Herstellern rapportierten Zahlen, die zeitliche Verzögerung des Weiterverkaufs schlug sich in den sinkenden Werten nieder.

Insgesamt ist eine zurückhaltende Konsumentenstimmung zu beobachten. Das hat mit der allgemein pessimistisch beurteilten Weltlage zu tun. Anhaltend negative Schlagzeilen aus zwei Kriegsschauplätzen mit globalem Einfluss, politisch und wirtschaftlich hemmende Entwicklungen im benachbarten Ausland, immer wieder irritierende Meldungen aus den USA. Es sind schwierige Zeiten, in der Bevölkerung ist Verunsicherung und Sorge zu spüren. Der gleichzeitige Wiederanstieg der Strompreise und hohe Leitzinsen kommen hemmend dazu.

Doch auch die Wärmepumpen-Branche steht vor Herausforderungen, welche die Investitionsbereitschaft der Endkunden beeinflusst. Dabei spielt insbesondere die Ablösung synthetischer Kältemittel durch natürliche Kältemittel eine bedeutende Rolle bezüglich Zurückhaltung auf Käuferseite. Viele stellen sich die Frage, ob ihre Anlagen noch über die gesamte Lebensdauer betrieben, serviciert und bei Bedarf repariert werden dürfen. Die Befürchtungen sind unbegründet, denn die Antwort lautet JA. Es gibt keinen Grund, mit der Installation einer Wärmepumpe zuzuwarten. Die heute auf dem Markt verfügbaren Wärmepumpen sind qualitativ hochwertig, zuverlässig, betriebssicher und insbesondere ein unerlässlicher Beitrag zur Erreichung der Schweizer Energie- und Klimaziele – unabhängig vom darin enthaltenen Kältemittel.

Des Weiteren sind missverständliche Informationen über zusätzliche Fördermittel aus dem Klima- und Innovationsgesetz (KIG) in Umlauf. Demnach hegen die Leute die falsche Erwartung, dass sie ab 2025 höhere Förderbeträge für den Ersatz fossiler Heizsysteme erhalten. Dies gilt nur für den Ersatz von Elektrodirektheizungen und für grössere Anlagen ab 70 kW Heizleistung, was den Bedarf bei Einfamilien- und kleineren Mehrfamilienhäusern übersteigt.

 Herausforderungen der Branche

Auf dem Weg zu Netto Null 2050 und der dazu notwendigen Abkehr von fossilen Energieträgern gibt es weitere Aufgaben zu bewältigen. So treibt der Fachkräftemangel auch die Wärmepumpen-Branche um. Es gilt, für Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben sowie Quereinsteiger abzuholen und auf ein hohes

Qualitätsniveau weiterzubilden. Auch administrative Hürden sind eine nicht zu vernachlässigende Hemmschwelle für den Ausbau des Wärmepumpenbestandes im Feld. Der Wechsel von Bewilligungspflicht auf Meldepflicht in einigen Kantonen ist ein erster wichtiger Schritt und beweist, dass das Problem erkannt ist. Das verlangt Vertrauen der Behörden und der Bevölkerung in die Produkte und Dienstleistungen, welchem die Branche gerecht werden muss.

Eine gewisse Skepsis Wärmepumpen gegenüber war zudem den Strompreisen und der zwischenzeitlich kommunizierten Gefahr einer Strommangellage zu verdanken. Mit einem effizienten Betrieb kann der Verbrauch so gering wie möglich gehalten und das Stromnetz entsprechend entlastet werden. Dabei sind eine korrekte Dimensionierung und das Monitoring wichtige Schlagworte. Es ist im Interesse der Branche, dass die Eigenproduktion von Strom aus verschiedenen erneuerbaren Energiequellen rasch vorangetrieben wird. Dies trägt auch zur Energie-Unabhängigkeit der Schweiz bei. Die Wärmepumpe ist Teil eines Gesamtenergiesystems „Gebäude & Mobilität“. Dabei wird für einen optimierten Verbrauch eine ideale Abstimmung der verschiedenen Produzenten und Konsumenten nötig. Dies entlastet auch die Stromnetze und deren Ausbau.

Vorsichtig optimistisch

Umfragen bei Lieferfirmen von Wärmepumpen bestätigen, dass sich die Auftragslage wieder in gesünderen Bahnen bewegt. Von Seiten Installateure und Bohrunternehmen wird ebenfalls berichtet, dass sie auf mehrere Monate hinaus ausgelastet sind, auch wenn sie den Rückgang deutlich spüren. Für Alexandra Märki ist klar: „Die Schweizer Bevölkerung hat mit dem Ziel Netto Null 2050 einen Auftrag erteilt, welcher den politischen Druck hin zu erneuerbaren Energieträgern verstärken muss. Die Wärmepumpentechnologie ist zurzeit die einzige Technologie, welche diese grosse Umstellung im Heizungsbereich leisten kann.“ Ausserdem sieht sie weitere vielfältige Chancen wie die relativ konstante Förderung der Wärmepumpe. Vom Bund angedrohte Sparmassnahmen in diesem Bereich werde der Verband konsequent bekämpfen. Auch die vielfach in Geräten integrierte Kühlfunktion, welche mit zunehmend warmen Bedingungen im Sommer an Bedeutung gewinnt, sei eine Chance, ebenso wie die Betrachtung der Lebenszykluskosten. Denn hier schneidet die Wärmepumpe praktisch immer am besten ab. Es gibt also sehr gute Gründe für Zuversicht in der Branche. Und Argumente für Hausbesitzer, in eine Anlage mit erneuerbaren Energien zu investieren. Denn unter dem Strich gilt: Jede Wärmepumpe, welche eine fossil betriebene Heizung ersetzt, stellt einen unverzichtbaren Mehrwert für den Klimaschutz dar.

www.fws.ch

Jürg Westreicher

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