Digitales Bauen

Bildung im digitalen Wandel

News Die Bildungsanbieter im Bau machen sich fit für die Herausforderungen der Zukunft. Sie haben ihr Angebot erweitert und bieten ein breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungen, welche die Baufachleute zum kompetenten Umgang mit digitalen Arbeitsmethoden befähigen. (Bildquelle: Institut Digitales Bauen FHNW)
Seit einigen Monaten drückt Werner Fehlmann regelmässig die Schulbank. «Mit dem dreijährigen Masterstudium Digitales Bauen an der Fachhochschule Nordwestschweiz kann ich meine beruflichen Erfahrungen ideal mit den neuen Möglichkeiten des innovativen Bauens kombinieren», freut sich Fehlmann. Als Head BIM bei Siemens Schweiz weiss er, wovon er spricht: Das Entwerfen, Planen, Bauen und Bewirtschaften mit digitalen Bauwerksmodellen macht die Arbeit effizienter – vorausgesetzt, alle Beteiligten sind mit der BIM-Methode vertraut.

Basiswissen mit Digitalisierungsthemen anreichern

Tatsächlich haben sich die Anforderungen an Planende, Architektinnen und andere Baufachleute im Zuge der Digitalisierung stark verändert. Um der Transformation gerecht zu werden, hat die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ihr Aus- und Weiterbildungsangebot zu Digitalisierungsthemen ausgebaut. Sie bietet etwa den von Werner Fehlmann besuchten Weiterbildungsmaster (MAS) «Digitales Bauen», der das Augenmerk auf die Gestaltung von Prozessen und Zusammenarbeitsformen legt. «Unsere Expertise liegt beim Virtual Design and Construction (VDC) und setzt auf integrale Zusammenarbeit», sagt Manfred Huber, Leiter des Instituts Digitales Bauen. Die FHNW hat verschiedene Lehrveranstaltungen zu VDC initiiert, in denen alle angehenden Architektinnen, Bauingenieure und Geomatiker der FHNW die notwendigen Kompetenzen für das digitale Bauen erwerben. Auf Herbst 2021 ist zudem ein neuer Masterstudiengang zu VDC in Planung. Dieser richtet sich an Fachpersonen, die sich nach dem Abschluss in einem baunahen Bachelor-Studienfach in das digitale Bauen vertiefen möchten. «Wir setzen auf eine disziplinäre Grundausbildung, die transdisziplinär mit dem neuen Master sowie unseren Weiterbildungen ergänzt werden kann», erklärt Huber. Künftig werden die verschiedenen Disziplinen in der Baubranche vernetzter zusammenarbeiten. Das brauche neue Kompetenzen, aber auch eine neue Kultur. Im Herbst 2020 startet überdies im Rahmen des «MAS Digitales Bauen» das «CAS Digitales Bauen – Integrierte Projektabwicklung», bei dem neue Zusammenarbeitsmodelle der Projektabwicklung im Fokus stehen.

Ausgewogener Mix an Kompetenzen

Auch die Hochschule Luzern (HSLU) ist intensiv daran, ihr Bildungsangebot auszubauen und weiterzuentwickeln. Bereits seit Jahren deckt die HSLU Digitalisierungsthemen durch Forschungsprojekte, die Themenplattform «digitalesBauen» sowie die Pflicht- und Wahlmodule in allen Studiengängen des Fachbereichs Bau ab. Neu wurde der interdisziplinäre und schweizweit einzigartige Doppelstudiengang «Digital Construction» als Bachelor of Arts und Bachelor of Sciences im Herbst 2020 ins Leben gerufen. Die Studierenden erlangen Wissen und Kompetenzen in der Digitalisierung und den dazugehörigen Prozessen und kombinieren dies mit der Fachausbildung ihrer gewählten Studienrichtung. «Mit der Verankerung in den Instituten Architektur, Bauingenieurwesen und Gebäudetechnik gewährleisten wir, dass das Thema Digitalisierung in allen Studiengängen vertreten ist», sagt Urs Rieder, Vizedirektor und Leiter Ausbildung an der HSLU Technik & Architektur. Überdies will die HSLU künftig auch ein CAS und einen MAS in «Digital Construction» ausschreiben. Bereits auf dem Programm stehen ein «CAS Digitalisierung Bau», unterschiedliche Weiterbildungen in Deutsch und Englisch sowie Kurse, die zum Teil auf dem buildingSMART International Professional Certification Programm basieren. Die Studierenden erwerben einen Mix aus fachlichen, prozessualen und digitalen Kompetenzen in den Bereichen Architektur, Bauingenieurwesen oder Gebäudetechnik.

Praktische Skills sind gefragt

Doch nicht nur die Hochschulen bereiten sich für die künftigen Herausforderungen vor. Auch am Campus Sursee, wo Baufachleute ausgebildet werden, herrscht Aufbruchsstimmung. «Zum einen  halten digitale Lernmethoden Einzug, zum andern integrieren wir Themen der Digitalisierung in die bestehenden Ausbildungen», klärt Geschäftsführer Thomas Stocker auf. So erhalten beispielsweise Baggerführer Gelegenheit, mit GPS gesteuerte Geräte zu bedienen und die Vorteile der digitalen Plandaten zu erleben. Poliere werden mit der neuesten Technik der digitalen Vermessung vertraut gemacht und Bauführer setzen sich intensiv mit digitalen Modellen auseinander. Ausserdem bietet der Campus Ausbildungen zur Einführung von BIM im Bauunternehmen an sowie Grundlagenkurse zu digitalem Bauen und Vermessen oder zu Drohnen. Im Herbst 2020 startet in Sursee überdies die Ausbildung zum BIM-Manager und – in Zusammenarbeit mit der FHNW – das «CAS Digitales Bauen – Integrierte Projektabwicklung». Diese Angebote sollen den Teilnehmenden vermitteln, welche Auswirkungen die neuen Technologien auf Prozesse und betriebswirtschaftliche Ergebnisse haben. Der Campus Sursee will ausserdem ein BIM-Labor aufbauen und eine Vorreiterrolle im Bereich Digitalisierung einnehmen.

Wissen zahlt sich täglich aus

Bei Werner Fehlmann fliessen die an der FHNW erworbenen Kompetenzen nicht nur tagtäglich in die Arbeit ein, er kann sie auch im Unternehmen weitergeben. «Als Smart-Infrastructure-Anbieter ist BIM für Siemens zentral. Gemeinsam mit den BIM-Experten im Team definieren wir Strategie und Ziele im Umgang mit BIM. Die VDC-Methode wenden wir in Pilotprojekten bereits an», sagt der Digitalisierungsfachmann. Das Master-Studium empfiehlt er insbesondere Fachleuten, die wissen wollen, welchen Nutzen BIM-Technologien in Projekten stiften können und wie sich diese im Unternehmen erfolgreich einführen lassen. Interessant sei es aber auch für alle, die ihre Wertschöpfung steigern und die Wettbewerbsfähigkeit verbessern möchten.

 
Jürg Westreicher

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