Wer den Traum vom Eigenheim verwirklichen will, kommt um eine Grundsatzfrage nicht umhin: Einfamilienhaus, Reihenhaus oder Stockwerkeigentum? Die in der Schweiz realisierten Haustypen sind so vielfältig wie die Menschen selbst.

Die Vergangenheit lehrt uns einiges, sogar rund um das Thema Wohnen und Haustypen. Schon die Römer bauten einerseits frei stehende und andererseits zusammengebaute Wohnhäuser. Die Oberschicht konnte sich prächtige Villen leisten, mit Säulenhallen, schattigen Innenhöfen und eigenem Schwimmbad. Vitruv, ein bekannter römischer Architekt und Schriftsteller, sprach von einem «Dreiklang», den gute Architektur auszeichne: Firmitas (Festigkeit), Utilitas (Nützlichkeit) und Venustas (Schönheit). In seinen Schriften zur Architektur erwähnte der Römer auch ausdrücklich die zweckmässige Gestaltung der Baukosten.

Haustypen: Traum vom Einfamilienhaus
Das sind im Kern die gleichen Überlegungen, wie sie heute jeder private Hauskäufer und Bauherr anstellen muss: Viele träumen von einem grosszügigen, freistehenden Einfamilienhaus. Will und kann man sich diese Maximalvariante unter den Haustypen leisten? Zum Einfamilienhaus gehören der grösstmögliche Gestaltungsspielraum, Ruhe und Privatheit, aber auch ein eigener Garten.

Ein Einfamilienhaus bietet eine Menge Platz; das Haus kann im Lauf der Zeit mit Grundrissänderungen angepasst und je nach Bauzone und Vorschriften sogar noch erweitert werden. Die Wohnräume sind zudem gut belüftet, und sie bieten nach allen Seiten gute Belichtungsmöglichkeiten. Zum klassischen Wohntraum vom Einfamilienhaus gehören natürlich grosszügige, grüne Aussenräume; so gesehen ist ein Einfamilienhaus in einem ruhigen Wohnquartier auch ausgesprochen kinder- und familienfreundlich.

In Kreisen vieler Architekten und Stadtplaner ist das Einfamilienhaus allerdings als Haustyp nicht mehr so angesehen wie früher. Die Einfamilienhäuser mit ihrem grossen Bedarf an Bauland tragen zur Zersiedlung grüner Landschaften bei. Aufgrund der heute geltenden Raumplanung und oft auch aufgrund der kommunalen Bau- und Zonenordnungen will man der weiteren Zersiedlung einen Riegel schieben. In manchen Teilen der Schweiz finden sich kaum noch Baulandreserven, die für neu gebaute Einfamilienhäuser infrage kommen.

Auch die hohen Kosten dürften wesentlich dazu beitragen, dass Einfamilienhäuser unter den Haustypen heute nur noch für eine Minderheit in Betracht kommen. Wer zum Beispiel eine hübsche Parzelle mit 500 oder 750 Quadratmeter kauft, muss selbst ausserhalb der Zentren und mittelgrossen Ortschaften tief ins Portmonee greifen. Auch die reinen Baukosten liegen höher als für mehrgeschossige Wohnhäuser als Form verdichteten Bauens.

Haustypen: Reihen- und Doppelhäuser
Doppelhäuser stellen unter den gängigen Haustypen einen Kompromiss dar. Auf neuen oder schon bestehenden Bauparzellen ist aufgrund der Bauordnung oft ohne weiteres ein Doppelhaus möglich. Die angebaute Bauweise, die teilweise gemeinsame Infrastruktur (Heizung, Installationen etc.) versprechen eine Kostenreduktion von vielleicht 10 Prozent. Doppelhäuser können für ganz bestimmte Haushalte ein weiser Entscheid sein – etwa wenn zwei eng befreundete Familien gemeinsam auf einem Grundstück leben wollen.

Mit der nächsten Stufe der Verdichtung kommen wir zu den Reihenhäusern. Diese Haustypen stehen in der Schweiz seit langem hoch im Kurs. Das gilt erst recht, seit Bauland vielerorts knapp und teuer geworden ist. Diese Gebäude bieten ökologisch, wirtschaftlich und auch im Betrieb viele Vorteile. Die Kosteneinsparung gegenüber einem frei stehenden Gebäude beträgt gut und gerne 15 Prozent oder sogar mehr. Dank den «eingepackten» Längswänden und der kleineren Gesamtoberfläche des Hauses sinkt auch der Energiebedarf.

Viele Siedlungen von Reihenhäusern versprechen eine gute Balance zwischen Kontaktmöglichkeiten in der Nachbarschaft und Privatsphäre. Der Gestaltungsspielraum im Aussenbereich ist zwar nicht so gross wie beim klassischen Einfamilienhaus. Dennoch umfassen Reihenhäuser einen eigenen Aussenraum respektive Garten. Im Rahmen des Vergleichs der Haustypen ist noch zu erwähnen, dass Reihenhäuser meist als Gesamtüberbauung realisiert werden. Die Fäden hat dann ein grösserer Generalunternehmer in den Händen. Der Spielraum ist weniger gross als bei anderen Haustypen, um Sonderwünsche und eigene Gestaltungsideen beim Bau einzubringen.

Haustypen: Terrassenhäuser
Terrassenhäuser erfreuen sich unter den Haustypen seit Jahrzehnten grosser Beliebtheit. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Grund liegt auf der Hand: die Schweizer Topografie mit ihren vielen attraktiven Hanglagen ist geradezu prädestiniert für diese Haustypen. Das gilt erst recht für all die Hügel und Hänge mit Sicht auf einen See, in Richtung eines Flusses oder mit Bergsicht. Terrassenhäuser weisen meist einen Wohnraum auf einem einzigen Stockwerk auf. Sie verfügen in der Regel über sehr schöne grüne Aussenräume und Gärten. Der Innenbereich ist meist gut und grosszügig entworfen und im Übrigen hindernisfrei (Fläche weitgehend auf einem Geschoss). Die Aussenräume sind wegen vieler Niveauunterschiede und zahlreicher Treppen aber nicht immer hindernisfrei.

Wer unter den verschiedenen Haustypen nach neu gebauten Terrassenhäusern sucht, wird aber meist nicht so schnell fündig. Weshalb? Attraktive Hanglangen an Schweizer Seeufern oder in Stadtnähe sind entweder schon überbaut oder teuer. Der Preis für Bauland liegt an diesen auserlesenen Lagen meist deutlich höher als im ebenen Gelände. Kommt hinzu, dass die Bebauung am Hang mit einem erhöhten Aufwand verbunden ist – etwa mit Zusatzkosten für Fundation und Aushub und zusätzlichen Sicherungsmassnahmen.

Stockwerkeigentum: Mehrfamilienhäuser
Die weit verbreitete Alternative zu den schon erwähnten Haustypen ist das Mehrfamilienhaus. Hier sind mehrere Wohnungen quasi «übereinandergestapelt». Die Wohnungen sind auf verschiedene Etagen verteilt und weisen entsprechend recht unterschiedliche Eigenschaften auf (Licht, Aussicht, private Aussenräume wie Loggia, Balkon, Terrasse etc.). Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer lebt heute in Mehrfamilienhäusern. Der Trend zu dieser verdichteten Bauweise ist übrigens nicht neu. Blenden wir zurück: Schon bei den Römern oder im Mittelalter gab es Phasen der Stadtentwicklung, wo der Raum innerhalb der Stadtmauern plötzlich eng wurde. Wenn wir beim Thema Haustypen bleiben, fällt auf: Viele Leute und Raumplaner reden der baulichen Verdichtung das Wort. Insgeheim denken sich aber viele Menschen, dass doch die anderen damit anfangen sollen.

Tatsache ist, dass sich in professionell geplanten Mehrfamilienhäusern gut leben lässt. Längst haben Unternehmer und Architekten aus den Sünden der 1970er-Jahre gelernt, als man relativ anonyme Wohnhäuser im ganz grossen Massstab realisierte. Wissenschaftliche Forschungen förderten noch eine Tatsache ans Licht, die aufhorchen lässt: Viele Menschen fühlen sich in einem städtischen Umfeld mit hoher baulicher Dichte wohl. Das dürfte auch erklären, dass zum Beispiel die historischen Innenstädte als Orte gelten, wo sich Menschen gerne aufhalten.

Wenn solche Mehrfamilienhäuser in ein vielfältiges Netz eingebettet sind, bietet dies Vorzüge: ein lebendiges Umfeld, kurze Distanzen zum öffentlichen Verkehr, kürzere Pendlerzeiten zur Arbeit (im Gegensatz zum Einfamilienhaus im Grünen). Hinzu kommen Angebote für Freizeit, Kultur und Sport. Mehrfamilienhäuser bieten eine wesentliche Kostensenkung und schneiden bei den Energiebilanzen besser ab. Manche neuere Gesamtüberbauung mit neuen Mehrfamilienhäusern präsentiert sich heute als 2000-Watt-Areal. Das heisst, die ganze Siedlung und Energieversorgung erfüllen die höchsten Ansprüche für ein nachhaltiges Wohnen und Leben.

Die Zukunft planen
Wer eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus kauft, sollte die eigenen Wünsche in den Vordergrund stellen: Entsprechen die Nachbarschaft, das nähere Umfeld und die Grösse der Überbauung meinen Präferenzen? Wirken das Haus und die Umgebung wohnlich und ansprechend? Zieht man eine kleinere oder eine grössere Hausgemeinschaft vor?

Handelt es sich um ein Kaufobjekt und nicht um eine Mietwohnung, werden Sie sich längerfristig binden. Daher sind Sie gut beraten, die Wohnung, das Gebäude und auch die künftige Nachbarschaft auf Herz und Nieren zu prüfen. Im Rahmen einer Stockwerkeigentümergemeinschaft kommt es auf gegenseitige Rücksichtnahme an. Weil das Haus in mehrere Stockwerkeinheiten und Miteigentumsanteile aufgeteilt ist, bleibt Ihnen natürlich weniger Entscheidungsspielraum als im Einfamilienhaus. Im Rahmen von Stimmen und Wertquoten können Sie von anderen Mehrheiten überstimmt werden. Vielleicht will die Mehrheit im Haus gewisse Arten der Nutzung einschränken – etwa Vermietungen über AirBnB. Oder man untersagt aus was für Gründen auch immer Hunde oder andere Haustiere. Und eines Tages ist es denkbar, dass Sie Sanierungen mitfinanzieren müssen, die eine Mehrheit beschlossen hat.

Haustypen: Qualität in allen Kategorien
Fazit: In allen Kategorien von Haustypen finden sich in Sachen Nutzbarkeit, Gestaltung und Architektur hochwertige oder sogar spektakuläre Bauten. – Mit der Wahl eines bestimmten Haustyps müssen Sie sich über Ihre eigenen Bedürfnisse klar werden. Mit 30 oder 35 wird man meist einen anderen Haustyp vorziehen als im Alter von 60 oder 70 Jahren! Ob man mit seinen Wohnträumen glücklich wird, hängt aber letztlich von vielen Faktoren ab.

Jürg Zulliger

Webseite: www.newhome.ch