Zürich (ots) – Die Gewerkschaften wollen unbeirrt 100 Franken für jeden mit der Giesskanne verteilen. Zugleich beschweren sie sich über eine mangelnde Lohnentwicklung. Das ist ein Widerspruch, denn die Bauarbeiter und Teams, die sich ins Zeug legen, erwarten individuelle, leistungsbezogene Lohnerhöhungen. Eine generelle Erhöhung der Löhne, die allen Beschäftigten undifferenziert zugute kommt, wird daher dem Wunsch nach Anerkennung der eigenen Leistung nicht gerecht. Der Schweizerische Baumeisterverband betont auch in der zweiten Verhandlungsrunde mit den Gewerkschaften, dass das Lohnniveau im Bauhauptgewerbe bereits hoch ist. Generelle Lohnerhöhungen würden nicht mehr im Einklang mit der Realität dessen stehen, was die Unternehmen zahlen können. Der SBV setzt sich weiterhin für Erhalt vieler Arbeitsplätze ein. Wenn die Unternehmen selbst gute Leistungen individuell honorieren möchten, so steht ihnen dies selbstverständlich frei.

Am Freitag, 1. Oktober 2021 fand in Olten, Kanton Solothurn, die zweite von drei Verhandlungsrunden über den Lohn 2022 zwischen dem SBV und den Gewerkschaften statt. Die Verhandlungsdelegation des SBV bekräftigte bei der Verhandlung, dass in der Branche mit den weitaus grössten Handwerkerlöhnen generelle Lohnerhöhungen per 2022 nicht möglich sind. Die Gewerkschaften hielten an ihren Forderungen aus der 1. Verhandlungsrunde nach generell 100 Franken mehr Lohn sowie zwei Franken mehr Mittagsentschädigung unverändert fest.

Lohnentwicklung gerne dank individueller Leistung

Die Gewerkschaften bemängeln eine ungenügende Lohnentwicklung. Sie verkennen jedoch, dass die Mindestlöhne bereits auf einem sehr hohen Niveau sind, was den finanziellen Spielraum für Lohnerhöhungen aufgrund individueller Leistung eingeschränkt. In der Tat zeigt sich bei den Polieren, welche auf den Baustellen eine wichtige Funktion einnehmen, die stärkste Lohnentwicklung. Gute Leistungen zahlen sich bei Polieren demnach aus.

Konjunktur zeigt sich etwas weniger dynamisch

Das Seco hat seine Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum für das laufende Jahr jüngst leicht nach unten auf 3.2% korrigiert. Das Seco spricht davon, dass die Konjunkturerholung etwas an Schwung verloren hat. Der Umsatz des Bauhauptgewerbes bewegt sich weiterhin unter dem Niveau von 2019. Die Corona-Pandemie hemmt die Produktivität, der Ausblick bleibt unsicher. Im August 2021 belief sich die Arbeitslosenquote im Bauhauptgewerbe gemäss Zahlen des Seco auf über 3%, üblich wären jedoch rund 2.5%. Der Fokus muss daher kurz- und mittelfristig darauf liegen, die Bautätigkeit wieder auf das gewohnte Niveau zu heben, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Die nächste dritte Verhandlungsrunde findet voraussichtlich am 4. November 2021 statt.

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