Hat es zu wenig Energieholz? Bleiben die Holzheizungen nächsten Winter kalt? Wieviel zusätzliches Holz könnte zu Heizzwecken genutzt werden? In welchen Heizungen? Brennende Fragen und kontroverse Berichterstattungen stiften Verunsicherung. Ein neues Strategiepapier von Holzenergie Schweiz liefert klare Antworten. Fazit: Holzheizungen bleiben warm. Holz ist – richtig eingesetzt – eine zuverlässige Energiequelle und kann einen zusätzlichen Beitrag an die Energiewende leisten.

Hamsterkäufe, Lieferprobleme, leere Lager: Der Energieholzmarkt ist in den letzten Monaten teilweise aus den Fugen geraten. Nach langen Jahren des Überangebots und der tiefen Preise hat sich in jüngster Zeit eine Nachfrage entwickelt, die das Angebot in einigen Regionen bereits übersteigt. Wie soll es weitergehen? Hat es zu wenig Holz? Herrscht bald das Chaos? «Nein,» betont Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, «es gibt zwar gewisse Engpässe bei den Pellets und beim trockenen Stückholz, bei den Holzschnitzeln läuft es aber in geordneten Bahnen. Die bestehenden Holzheizungen werden im nächsten Winter zuverlässig behagliche Wärme in die Häuser bringen.» Die steigende Nachfrage spiegelt sich teilweise in den Preisen: Pellets sind im Vergleich zum Vorjahr etwa 60 Prozent teurer. Und auch die Preise für Holzhackschnitzel und Stückholz haben angezogen. «In den Köpfen herrscht mehr Verunsicherung als nötig, der Markt ist vergleichsweise stabil. Und letztlich sorgt gerade der Preisanstieg für mehr Versorgungssicherheit, weil er die Mobilisierung von zusätzlichem Energieholz attraktiver macht», bringt Andreas Keel die Situation auf den Punkt. Holzenergie Schweiz untermauert seine Aussage mit belastbaren Fakten.

Energieholzmarkt ist vergleichsweise stabil

Holzenergie Schweiz verfasste in den letzten Monaten ein Strategiepapier. Es beziffert das heute noch ungenutzte Energieholzpotential und definiert die sinnvollen Einsatzbereiche der einzelnen Energieholzsortimente.

Zunächst gilt es festzuhalten, dass es nicht einfach «Energieholz» gibt. Die Verwendungsmöglichkeiten von Stückholz, Hackschnitzeln und Pellets sind sehr unterschiedlich. Zusätzlich ist auch die Holzherkunft zu differenzieren. Naturbelassenes Holz aus dem Wald hat ein ganz anderes Nutzungsspektrum als mit Schadstoffen belastetes Altholz aus Gebäudeabbrüchen.

Energieholz ist nicht gleich Energieholz

Drei grundverschiedene Energieholzformen, zwanzig verschiedene Holzheizungskategorien, naturbelassenes oder schadstoffbelastetes Holz schaffen eine Vielzahl von Anwendungsformen. Nicht alle Kombinationen sind sinnvoll, einzelne sind umstritten. Das Strategiepapier liefert Antworten und Empfehlungen, wie mit dem heute noch ungenutzten Potential sinnvoll umgegangen werden soll. Klar ist, dass die Holzenergie allein nur einen Teil der Energiewende bewältigen kann. Deshalb ist es wichtig, das verfügbare Potential dort einzusetzen, wo es am meisten Sinn macht.

Stückholz, eine sinnvolle dezentrale Energiequelle

In der Schweiz sind heute gemäss offizieller Holzenergiestatistik rund 500’000 Stückholzheizungen installiert. Das dafür geeignete Stückholz ist immer naturbelassen und muss im Voraus ein bis drei Jahre getrocknet werden. Die zur Verfügung stehende Menge für den nächsten Winter lässt sich kaum noch erhöhen, da die verbleibende Zeit bis zum Beginn der Heizperiode für die Trocknung nicht genügt. «Künstliche» Trocknung ist aufwendig und nur in begrenzter Kapazität verfügbar. Momentan sind die Lager der Lieferanten vielerorts ausverkauft, da sich die Nachfrage verdoppelt bis verdreifacht hat. Stückholz kann im nächsten Winter helfen, die Auswirkungen allfälliger Energieengpässe zu vermeiden. Logischerweise aber nur in Gebäuden, in denen Anlagen installiert sind. Eine intensivere Nutzung der bestehenden Stückholzheizungen kann den Holzverbrauch gemäss Szenario von Holzenergie Schweiz im nächsten Winter um bis zu 130’000 Kubikmeter erhöhen.

Pellets, geeignet für Anlagen mit maximal 1’000 kW Leistung

Pelletfeuerungen erlebten in den letzten Jahren einen Boom. Der Verband ProPellets.ch beziffert den maximalen Pelletbedarf für 2022 auf rund 460’000 t und die maximale Inlandproduktion auf etwa 360’000 t. Schon heute übersteigt der Bedarf die Produktion deutlich. Der kurzfristige Import grosser zusätzlicher Mengen dürfte schwierig werden, da die Nachfrage in allen anderen Ländern ebenfalls stark anstieg. Eine gewisse Brisanz hat die Frage, in welchen Anlagenkategorien die Nutzung von Pellets Sinn macht. Holzenergie Schweiz empfiehlt, naturbelassene Pellets in Anlagen von höchstens 1’000 Kilowatt (kW) Leistung zu nutzen. Begründet wird die Obergrenze insbesondere mit dem Energieaufwand der Pellets- im Vergleich zur Hackschnitzelherstellung sowie mit der begrenzten Verfügbarkeit des Rohstoffs (naturbelassenes Restholz/Sägemehl aus der Holzindustrie, neuerdings auch vermehrt Waldholz). Anlagen mit mehr als 1’000 kW Leistung sollten mit Holzhackschnitzeln betrieben werden.

Holzhackschnitzel, universeller Brennstoff für grössere Holzfeuerungen

Grössere Projekte haben immer eine längere Vorlaufzeit. Somit kann sich die Nachfrage nicht kurzfristig sprunghaft verändern. Es sind aber sehr viele – teilweise auch sehr grosse – Projekte in der Pipeline. Deshalb erwartet Holzenergie Schweiz in den nächsten zwei bis fünf Jahren eine deutlich grössere Nachfrage. In der ganzen Schweiz sind viele Ideen für grosse Heiz- und Kraftwerke im städtischen Umfeld vorhanden. Würden sie alle gebaut, würden sie das gesamte noch verfügbare Potential an Energieholz verschlingen. Aus dieser Sicht sind alle sehr grossen Projekte kritisch zu hinterfragen. Denn das benötigte Holz stammt aus Regionen, in denen die Gemeinden und Private auf lokaler Ebene ihre eigenen Projekte realisiert haben oder noch realisieren wollen. «Wenn das eigene Dorf einen Wärmeverbund mit Holzenergie betreibt und dafür Holz aus dem umliegenden Wald braucht, ist das ein gutes Beispiel für eine effiziente und umweltschonende Kreislaufwirtschaft. Die Waldbesitzer werden ihr Holz für ihre eigenen Projekte brauchen. Es wird für weit entfernte Grossanlagen in den Städten nicht zur Verfügung stehen. Dieser Aspekt wird von den Promotoren der sehr grossen Projekte zu wenig berücksichtigt», gibt Andreas Keel zu bedenken.

Altholz und neue Biomassen ins Auge fassen

Gleichzeitig macht er auf interessante, heute noch weitgehend ungenutzte Potentiale aufmerksam. Die Schweiz exportiert immer noch knapp 300’000 Tonnen Altholz, das sich – in Form von Hackschnitzeln – für den CO2-neutralen Betrieb grosser und sehr grosser Anlagen eignen würde. Darüber hinaus gibt es Formen von Biomasse, die heute noch ausserhalb des energetischen Fokus’ liegen. Beispielsweise Pferdemist. «Davon fallen in der Schweiz jedes Jahr etwa 300’000 Tonnen an, eine gewaltige Menge.», erklärt Keel.

Holz ist eine dezentrale Energiequelle, die dezentral genutzt werden sollte

Der Grundsatz «Aus der Region – Für die Region» gilt für die Holzenergie ganz besonders. Kurze Transportwege und regionale Wertschöpfung sind ihre Stärken. Wald wächst in allen Regionen. Er gehört rund 250’000 öffentlichen und privaten Waldbesitzerinnen und -besitzern. Diese werden in einem angespannten Energiemarkt ihr eigenes Holz selber nutzen wollen, sei es in lokalen Stückholz-, Pellets- oder Schnitzelheizungen

Webseite: www.holzenergie.ch