Wenn Drucker Häuser bauen, ist dies immer noch eine ungewohnte Vorstellung. Doch wie in anderen Branchen bietet der 3D-Druck für die Baubranche viele Vorteile. Welche dies sind und wie sie das Schweizer Bauwesen verändern, lesen Sie in diesem Beitrag.

Fassadenschmuck, Bauelemente oder gar ganze Gebäude: Geht es um den 3D-Druck im Bauwesen, werden gerne letztere als Beispiel für die Potenziale der Technologie herangezogen: Ein 250 quadratmetergroßes, voll funktionsfähiges Bürogebäude, das in nur 17 Tagen in Dubai gedruckt wurde. Die erste komplett 3D-gedruckte Villa der Welt, die in China in nur 45 Tagen fertig gestellt wurde. Der derzeit weltweit grösste 3D-Drucker, der ganze Häuser mit bis zu sechs Stockwerken drucken kann. Liest man diese Beispiele, scheinen die Aussagen des Magazins 3D-Grenzenlos plausibel: Gemäss dem Fachmagazin könnten sich zukünftig Produktionszeiten maximal um 70 Prozent, die Bauabfälle um 60 Prozent und die Arbeitskosten bis zu 80 Prozent verringern.

Wie wirken sich diese Vorteile auf die Schweizer Bauwirtschaft aus?

Nachhaltigkeit:
Die 3D-Bauweise stellt eine nachhaltige Alternative zum traditionellen Bauprozess dar. Indem zum Beispiel Gussformen wegfallen, entsteht weniger Materialabfall. Werden die Baustellen kleiner, wird die Umwelt entlastet.

Kreislaufwirtschaft:
Richtig geplant und gestaltet, können 3D-produzierte Bauwerke den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft folgen und die Komponenten nach dem Rückbau wieder verwendet werden.

Flexibilität:
Architekten und Ingenieure können dank 3D-Druck komplexere Strukturen entwerfen und sind flexibler in der Gestaltung.

Kosten:
Wegen der effizienteren Materialnutzung und dem strukturierteren und schnelleren Bauprozess kann 3D-Druck preiswerter sein als traditionelle Bauweisen.

Genauigkeit:
Durch die direkte Informationsübertagung vom 3D-Modell zur Baumassnahme können Produktionsfehler reduziert werden.

Arbeitssicherheit:
Monotone, repetitive Arbeiten fallen zugunsten neuer Aufgaben weg. Die Unfall- und Todesrate auf Baustellen verringert sich.

3D-Druck im Bauwesen geht jedoch weit über das Erstellen ganzer Gebäuden hinaus. Einfache Konstruktionswerkzeuge und Modelle ganzer Städte werden bereits gedruckt. Weitere Einsatzgebiete sind einzelne Fassadenbauteile oder Verbindungselemente, die einfach auf Stahlträger gedruckt werden können. Aber auch Brücken, die einen 4 Tonnen schweren Lastwagen aushalten würden, sind bereits realisiert.

Alles 3D in Zukunft?

Das Ziel scheint klar: 3D-Drucken soll sich neben Branchen wie der Medizinaltechnik auch im Bauwesen etablieren. Daran wird emsig geforscht. Auch Baukonzerne haben das Potenzial der 3D-Technologien und deren Auswirkungen auf die Zukunft des Bauens erkannt. So wird geschätzt, dass allein der Betonmarkt für 3D-Druck 2021 voraussichtlich 50 Millionen Euro erreichen wird.

Jedoch sind noch nicht alle Herausforderungen des 3D-Drucks gelöst. Bauteile aus dem Drucker müssen genauso dauerhaft und sicher sein wie konventionelle Teile – und dies bei zumindest vergleichbaren Kosten. Geht es um den Beton-Druck, sind Betonzusatzmittel notwendig, um den Beton schneller aushärten zu lassen. Da diese Mittel noch nicht hinreichend bekannt sind, könnten Belastungen durch Schadstoffe in Innenräumen auftreten.

Wie kann Qualität überprüft werden, mit welchen Verfahren und gemäss welchen Vorgaben? Trotz aller Zukunftsperspektiven sind wichtige Fragen folglich noch unbeantwortet.

Weitere Information finden Sie unter https://www.swissbau.ch