Mit Grün – am besten mit saftigem, lebendigem Grün – lässt sich jeder Raum aufpeppen. Doch Pflanzen machen sich im Innenraum noch auf ganz andere Art nützlich und ersetzen hier und da sogar teure technische Einrichtungen.
Die Innenbegrünung ist ein relativ junges Phänomen. Erst mit der bürgerlichen Wohnkultur im 18. Jahrhundert wurde es Mode, Pflanzen in der Wohnung aufzustellen. Mit der Entdeckung ferner Länder kamen zunehmend fremde und exotische Pflanzen nach Europa, darunter solche, die sich für das Leben innerhalb von Gebäuden eigneten. Um dem Wunsch nach einem Stück Exotik im eigenen Zuhause zu befriedigen, breitete sich auch die Pflanzenzucht immer weiter aus. Die Veränderung der Architektur und grössere Fensterflächen verbesserten nach und nach dann auch die Bedingungen für Hauspflanzen.
Heute sind Zimmerpflanzen in allen Grössen ein gewohnter Anblick. Und je nüchterner die Architektur, desto mehr scheint man mit Pflanzen dagegen zu steuern. Auch weil die Städte das Grün lange Zeit zurückgedrängt haben. Gerade in stark verdichteten Städten sind begrünte Innenräume – von privaten Wohnungen über Büros bis hin zu Empfangsräumen – ein willkommener Ersatz für fehlende Grünflächen. Darüber hinaus besitzen Pflanzen aber auch noch einige zum Teil wenig beachtete Talente.
Grün belebt die Atmosphäre
Pflanzen haben auch einen grossen Einfluss auf die Atmosphäre im Raum. Räume mit Pflanzen werden als schöner und gemütlicher wahrgenommen und wirken einladend. Den Effekt, für eine entspannte Stimmung zu sorgen, üben sie schon durch ihre blosse Anwesenheit aus. Es gilt als nachgewiesen, dass schon der Anblick der Farbe Grün und mehr noch der Anblick lebendiger Grünpflanzen zu einer Senkung des Stresslevels führt und sich Herzschlag und Blutdruck messbar verlangsamen. Zusätzlich können die richtige Platzierung im Raum und das Volumen des Grüns eine positive Wirkung haben. Ausser die Ruheinsel räumlich auszuweisen, sorgen die grünen Mitbewohner nämlich auch auf anderen Ebenen für mehr Ruhe: Sie dämpfen den Schall.
Gesundes Raumklima
Bestimmte Pflanzen verbessern auch die Luftqualität in Innenräumen und tragen unter anderem zu gesunden Atemwegen bei. Diese Pflanzen erhöhen die Luftfeuchtigkeit und filtern bestenfalls noch Schadstoffe aus der Luft. Die relative Luftfeuchtigkeit – gemessen am Wasserdampfanteil, welchen die Luft bei der herrschenden Temperatur aufnehmen kann – lässt sich mit Pflanzen um bis zu 40 % steigern. Bei einem Wert von 100 % Luftfeuchtigkeit enthält die Luft also gerade genau so viel Wasser, wie es bei der aktuellen Temperatur möglich ist. Der empfohlene Bereich für Arbeits-, Wohn- und Schlafräume liegt bei einer Temperatur von 20 Grad bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40-60 %. Ist die Luft zu trocken, werden vor allem die Schleimhäute und die Haut belastet. Trockene Augen, Reizhusten sowie ein höheres Risiko für Erkältungen sind die Folge. Zudem halten sich Pollen und Allergene sowie virale Aerosole in trockener Luft deutlich länger in der Schwebe.
Neben Feuchtigkeit gibt das Grün auch eine gewisse Menge an Sauerstoff an die Raumluft ab und reduziert dafür den CO2 -Gehalt. Bei allen Pflanzen gilt, der luftreinigende Effekt wie auch die Produktion an Sauerstoff sind moderat und eine einzelne Pflanze reicht in der Regel nicht aus, um einen messbaren Effekt zu erzielen. Dafür muss die Anzahl und die Art der Pflanzen unter anderem auf die Raumgrösse abgestimmt sein. Dann lässt sich mit Pflanzen durchaus ein stabiles und gesundheitsförderndes Klima im Innenraum herstellen.
Das Konzept des Biophilic Designs nutzt heute die Pflanzen und ihre verschiedenen Stärken, um die Verbindung der Bewohner mit der natürlichen Umwelt wieder zu verbessern.
Pflanzen, die sich positiv auf das Raumklima auswirken und zusätzlich bestimmte Schadstoffe aus der Luft filtern:
• Aloe Vera (Formaldehyd und Benzol)
• Bogenhanf (Chloroform, Kohlenmonoxid, Xylol und Trichlorethylen)
• Birkenfeige (Trichlorethylen, Formaldehyd und Benzol)
• Chrysantheme (beinahe alle Schadstoffe)
• Dieffenbachia (Xylol und Toluol)
• Drachenbaum (Trichlorethylen, Xylol oder Formaldehyd)
• Efeutute (Benzol, Formaldehyd, Trichlorethylen und Xylol.)
• Einblatt (Benzol, Formaldehyd, Trichlorethylen, Xylol, Toluol und Ammoniak)
• Flamingoblume (Benzol, Trichlorethylen, Formaldehyd)
• Gemeiner Efeu (Benzole)
• Goldfruchtpalme (Xylol und Toluol)
• Gummibaum (Formaldehyd)
• Grünlilie (Formaldehyd, Xylol und Toluol)
• Schwertfarn (Formaldehyd, Xylol und Toluol)
Fragen an Moritz Küderli, Inhaber und Geschäftsführer der Hydroplant AG
Wo liegen im Innenraum die wesentlichen gestalterischen Einsatzmöglichkeiten von Pflanzen?
Abgesehen davon, dass Pflanzen sofort Leben und Wohnlichkeit in Innenräume bringen, können sie absolut auch als raumbildende Elemente eingesetzt werden. Besonders durch ihre Platzierung lässt sich die Raumwahrnehmung auch gezielt steuern. Zum Beispiel bestimmte Bereiche im Raum als Rückzugs- oder Ruhezonen abzugrenzen, gelingt mit Pflanzen besonders effektvoll und charmant. Hier können grosse Topfpflanzen in unterschiedlichsten Behältnissen, Hängevarianten oder andere bepflanzte Zonierungshilfen verwendet werden.
Worauf muss man achten, wenn man das Klima im Innenraum mit Pflanzen aufwerten will?
Darauf, dass es den Pflanzen ebenfalls gut geht. Damit beispielsweise die Pflanzen überhaupt Feuchtigkeit an die Umgebung abgeben oder ihr Schadstoffe entziehen können, müssen sie natürlich in einer angemessenen Anzahl vorhanden sein und selbst im richtigen Masse bewässert werden. Neben regelmässigem Giessen bieten sich hier selbstwässernde Systeme an, beispielsweise Pflanzgefässe, die einen integrierten Wasserspeicher besitzen. Alternativ lassen sich auch automatische Bewässerungssysteme installieren.
Das klingt alles nach einem grösseren Planungs- und Pflegeaufwand. Wie lässt sich dieser begrenzen?
Dem besten Ertrag geht immer eine gute Planung voraus. Speziell ist es wichtig, sich vorab klar zu werden, was man sich von den jeweiligen Massnahmen erwartet. Je grösser der Anspruch ist, desto mehr Sinn macht eine detaillierte Abklärung und Planung. Bei den Pflanzen reicht diese von der Auswahl der Art und Anzahl der Pflanzen, über ihre räumliche Unterbringung bis hin zur Umsetzung der täglichen Pflege. Was man hier investiert, wird sich später entsprechend auszahlen.
Bildlegenden
Bild1: Eine grüne Oase mitten im Gebäude aus immergrünen Bäumen oder exotischen Farnen sorgen für kunstvolle Eyecatcher und eine spürbar bessere Luftqualität. (hydroplant.ch)
Bild2: Hängende Gefässe, wie die Variante Merkur von Cosmos, erlauben eine vielfältige Raumnutzung. Pflanzen können als Sichtschutz oder Raumteiler inszeniert werden. (cos-mos.ch)
Bild4: Eine bepflanzte Wand strahlt Ruhe und Geborgenheit aus, gibt natürliche Frische ab und schafft gerade bei Unternehmen eine zeitgemäss-dynamische Atmosphäre. (hydroplant.ch)
Bild5: Auch einzelne Topfpflanzen lassen sich effektvoll raumbildend einsetzen und unterschiedliche Bereiche durchlässig abgrenzen. (hydroplant.ch)
Bild6: Gut gestaltete Innengärten setzen architektonische Akzente. Sie verwischen die Grenzen zwischen Innen- und Aussenraum. (Foto: Basile Bornand/creaplant.ch) |